Friday, November 30, 2007

Das Wirtschaftswunder irrt in der Darstellung der Inflation! (amv)

Leider gilt auch hier festzustellen, dass das Wirtschaftswunder relative und absolute Preisänderungen verwechselt. Ein Anstieg der Ölpreise führt per se nicht zu Inflation, so wenig wie Knappheit auf dem Arbeitsmarkt. Hier geht es um relative Preise. Steigt der Ölpreis unter sonst gleichen Umständen (und diese Annahme ist wichtig, wenn wir die Wirkung von Ölpreisschocks isoliert betrachten möchten), dann sinkt das Realeinkommen und es wird auf Seiten der Konsumenten wie auch auf Seiten der Produzenten substituiert. Substitutionsprozesse auf Produzentenseite haben das Ergebnis dem Sinken des Realeinkommens entgegenzuwirken, während Substitutionsprozesse in Haushalten versuchen, bei sinkendem Realeinkommen (d.h. insoweit die Produzenten in ihren Bemühungen gescheitert sind) ein neues Optimum zu finden. Der Anstieg von Ölpreisen wird also erstens gedämpft durch kostenminimierendes Verhalten auf Seiten der Produzenten, und soweit es durchschlägt kommt es zu einer Verlagerung der Nachfragestruktur. Mit anderen Worten: Ein steigender Ölpreis führt - ceteris paribus - zu sinkenden Preisen bei anderen Gütern. Wir haben hier ein Allokationsproblem, welches durch relative Rreisänderungen gelöst wird!Das gilt auch für Löhne. Sollten Ölpreise und Löhne stark ansteigen, ist Substitution natürlich schwierig, weil beide Faktorpreise allgemeine Produktionskosten sind. Soweit Substitution ausgeschlossen ist (Extremfall fixe Koeffizienten), gibt es aber noch immer keinen direkten inflationären Impuls. Denn bei gesunkenem Realeinkommen aufgrund inelastischer Fakrornachfrage sinkt die Produktion jener Güter, die einfach nicht mehr nachgefragt werden können (Einkommenseffekt schlägt durch!). Bleibt das Wachstum der umlaufenden Geldmenge (also die aggregierte nominale Nachfrage) dabei unverändert (wie erinnerlich gilt ceteris paribus), führt eine Delle im Trendwachstum zu Inflation. Aber nur dann und insoweit. Wir haben es dann mit einem indirekten Effekt zu tun. Solange aber das Wachstum der umlaufenden Geldmenge und das reale Wachstum der Produktion mehr oder weniger unberührt bleiben, gibt es keine Inflation. In einer real wachsenden Wirtschaft ist es einfach falsch, die Inflation auf cost-push Faktoren zurückzuführen. In einer real wachsenden Volkswirtschaft ist Inflation immer und notwendigerweise ein monetäres Phänomen. Aber das Wirtschaftswunder betreibt ja die merkantilistische Analyse ... da wird schnell Gold aus Blei.