Friday, June 24, 2011

Moral hazard matters! (amv)

Ich habe fremdgebloggt. Kantoos war so freundlich, mich als Gastblogger zu rekrutieren. Meinen Beitrag findet ihr hier.

UPDATE: F. Luebberding diskutiert mit.

Meine Replik (bei Kantoos):

zu "Die Politik hatte sich bis 2007 immer an diesem Konsens orientiert. Die Folgen sieht man heute. Das ist auch der Grund, warum sich niemand mehr für den Marktkonsens interessiert. Man kann sich nämlich auch gemeinsam irren. Weil Märkte aber nach Ansicht einiger Zeitgenossen a priori nicht kollektiv irren können, muss man natürlich eine Erklärung finden, dass sie a posteriori doch eine tiefere Wahrheit antizpierten."

Habe ich nicht explizit die Möglichkeit des ex-ante Irrtums eingeräumt? Meine gesamte Argumentationslinie (basierend auf der Systemintelligenz des Marktes) basiert darauf. Dass sich alle gemeinsam irren können, stimmt zwar, aber wenn alle dieselben falschen Erwartungen haben, kommt kein Assethandel zustande.

Es muss immer jemand bereit sein, eine Gegenposition einzunehmen. Insoweit muss es ex post zu eine Reallokation von Marktzugang kommen, und zwar hin zu den relativ besseren Entscheidern.

Ansonsten kann ich es kurz machen: der gesamte Beitrag ist eine völlige Falschdarstellung meiner Argumentation. Luebberding hängt sich an einer Aussage auf, die ich nicht getroffen habe. Vielleicht hätte er meinen Beitrag lesen sollen (oder dabei die Ideologie-Brille abnehmen).

UPDATE 2: Hier ein wichtiger Punkt, der sich aus der Debatte ergeben hat (siehe die Kommentarsektion bei Kantoos Economics):

@ aloa: "Ich rede von Gewinnen. Und wenn, dann wäre das einzige was interessiert wie sich die akkummulierten Gewinne über die Jahre im Verhältnis zum Verlust am Ende verhalten. Und auch das nur wenn überhaupt(!) diejenigen welche die Gewinne einfahren mit denen welche die Verluste am Ende einfahren identisch sind."


Sehr guter Punkt! Auch wenn ich Deine Schlußfolgerung nicht teile. Du weist zurecht auf ein Problem hin. Wenn eine Falschentscheidung eine Serie von Kapitalgewinnen produziert und erst dann Kapitalverluste zur Folge hat, dann scheint es auf die Relation von frühen Gewinnen und späten Verlusten zu achten. Hier ein paar Punkte:
(1) Eine Entscheidung, die frühe Erträge und späte Verluste bringt nennt man eine Disinvestition. Sol eine Entscheidung ist oft sinnvoll und nicht von vornherein als Zeichen von Fehlverhalten zu interptetieren. Sie ist immer dann rational, wenn irgendwo in der globalen Ökonomik eine Investition derart produktiv erscheint, dass es lohnend wird anderswo Ressourcen freizugeben. So führt ein extrem hoher Renditevorsprung einer Investition dazu, dass vermehrt Geldkapital zur Realisierung nachgefragt wird. Ist sind die betroffenen Sektoren signifikant (groß und/oder zahlreich), dann steigt der Zins (ggf. auch weil Risikoprämien steigen, weil der Markt ins Risiko geht). Steigende Zinsen diskriminieren gegen andere Investitionsprojekte und gleichzeitig erhöhen sie die Renatibilität von Disinvestitionen (der relative Kapitalwert solcher Aktivitäten steigen). Insgesamt werden die Ressourcen zur produktiveren Verwendung freigesetzt.

(2) Hingegen ist es problematisch, wenn eine rationale "Blase’ (ich benutze den Begriff unter Vorbehalten)vorliegt: man reitet auf steigenden Preisen mit, wohlwissend dass die Preise sich von den Fundamentaldaten entfernen, in der Hoffnung, frühzeitig abspringen zu können, d.h. bevor die Verluste deutlich werden. Wenn hinreichend viele so handeln, entsteht eine rationale Blase. Aber nur die wenigsten können diese Hoffnung realisieren; qua Natur der Sache. Das bedeutet, dass die überwiegende Zahl der Blasen-Reiter ihre Ressourcen verliert und zwar an die anderen Marktteilnehmer, inklusive derjenigen Minderheit, die sich schnell genug verabschiedet hat. Nur letztere werden dafür belohnt, eine Blase mit herbeigeführt zu haben. Ein Problem entsteht aber nur, wenn diese Gruppe SYSTEMATISCH GLÜCK hat, rechtzeitig abzuspringen. Systematisch Glück haben ist aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen.

Ich bleibe dabei: Wenn die Politik die Verlierer systematisch rettet, ist die nächste Krise am wahrscheinlichsten.